top of page

Was ist ein CO2-Schattenpreis?

In Baden-Württemberg wurde mit der Verabschiedung des neuen Klimaschutzgesetzes ein CO2-Schattenpreis eingeführt. Fragst du dich, was ein CO2-Schattenpreis ist und für was er gut ist?


Der CO2-Schattenpreis ist ein Instrument der Umweltpolitik und hat zum Ziel externe Kosten zu internalisieren. Im Folgenden versuchen wir das ganze etwas verständlicher zu erklären.


CO2-Schattenpreis: Definition

Der CO2-Schattenpreis gibt dem Treibhausgas CO2 (und weiteren klimaschädlichen Treibhausgasen, sogenannten CO2äqu.) einen fiktiven Preis. Dieser soll die Folgeschäden des CO2-Ausstoßes eines Produktes / einer Lösung abbilden. Bei der Anwendung eines CO2-Schattenpreises wird außerdem die Laufzeit bzw. Nutzungsdauer einer Investition berücksichtigt.


Was ist der Unterschied zwischen einem CO2-Preis und einem CO2-Schattenpreis?

Der CO2-Preis kann als CO2-Steuer oder als CO2-Emissionshandels-System umgesetzt werden. Hierbei wird aktuell gültigen Marktpreisen ein Preis für die Verursachung von CO2 hinzugefügt. Diesen Preis müssen Verbraucher auch tatsächlich bezahlen.

Im CO2-Schattenpreis wird hingegen auch die zukünftige Entwicklung der Kosten eines Produkts / einer Lösung / einer Technologie berücksichtigt, z.B. auch potentielle neue CO2-Preise, die es heute noch gar nicht gibt. Außerdem ist der CO2-Schattenpreis nur fiktiv - Verbraucher müssen diesen fiktiven Preis für das Produkt / für eine Lösung / für eine Technologie nicht bezahlen, sondern tatsächlich nur den Marktpreis.


Warum braucht man einen CO2-Schattenpreis?

Die Emission von Treibhausgasen wie CO2 ist kostenlos. Allerdings ist der Ausstoß von CO2 de facto alles andere als kostenlos: Gesamtgesellschaftlich gesehen entstehen enorme Schäden durch den Ausstoß von CO2 und dadurch Kosten.


Mit dem CO2-Schattenpreis wird diesen Kosten ein Preis pro Tonne CO2äqu. gegeben. Dadurch werden klimafreundliche Produkte, Lösungen und Technologien gefördert.


Wie funktioniert das mit dem CO2-Schattenpreis?

Ein klimaschädliches Produkt / eine klimaschädliche Lösung kostet meistens weniger als ein klimafreundliches Produkt / eine klimafreundliche Lösung.


Mit dem Schattenpreis wird dieser Vorteil eines klimaschädlichen Produkts zugunsten des klimafreundlichen Produkts mindestens ausgeglichen: Wenn Verbraucher nun den fiktiven Preis (= realer Preis + fiktiver CO2-Schattenpreis) für das klimaschädliche Produkt ansetzen, müssen sie sich für das real teurere, klimafreundlichere Produkt entscheiden.


Wie wird ein CO2-Schattenpreis berechnet?

Bei der Ermittlung des Schattenpreises wird die Höhe der Schäden geschätzt, die der Gesellschaft durch Treibhausgasemissionen entstehen. Bei der Ermittlung des CO2-Schattenpreises wird versucht zukünftige Entwicklungen von Kosten (z.B. die Entwicklung von Treibstoffkosten und den darauf erhobenen CO2-Preisen) mit zu berücksichtigen.


Wie hoch liegt der Schattenpreis für eine Tonne CO2?

Das Umweltbundesamt (UBA) hat im Jahr 2020 einen Schattenpreis in Höhe von 195 Euro pro Tonne CO2äqu. empfohlen; darüber hinaus empfiehlt das UBA für das Jahr 2030 einen CO2-Schattenpreis von 215 Euro und für das Jahr 2050 von 250 Euro pro Tonne CO2äqu.


Wo ist der CO2-Schattenpreis bereits im Einsatz?

Der CO2-Schattenpreis wird per Gesetz bisher bei folgenden Institutionen angewendet:

  1. Beschaffungsvorgänge des Bundes: Mit der Einführung der Allgemeinen Verwaltungsvorschrift zur Beschaffung klimafreundlicher Leistungen (AVV Klima) wird seit 2022 bei Beschaffungsvorgängen ein CO2-Schattenpreis rechnerisch zugrunde gelegt. Dadurch wird die über den gesamten Lebenszyklus ausgestoßene Menge ⁠Treibhausgas⁠ schon beim Einkauf als Kostenfaktor berücksichtigt. In Folge dessen werden innovative und klimafreundliche Technologien verstärkt bezogen und dadurch wettbewerbsfähiger.

  2. Bei Bauprojekten des Landes Baden-Württemberg: Das Land Baden-Württemberg hat soeben das neue Klimaschutzgesetz verabschiedet. Als ein Eckpunkt des Gesetzes wird ein CO2-Schattenpreis für die Planung von Baumaßnahmen des Landes eingeführt

Warum der CO2-Schattenpreis für Häuslebauer

hilfreich sein kann?

Wer vor einer großen Investition wie z.B. dem Bau oder der Sanierung eines Gebäudes steht, sollte vorausschauend planen. Schließlich ist ein Bauprojekt eine Investition, bei der man einen Zeithorizont von mehreren Jahrzehnten und sämtliche Lebenszyklusphasen eines Gebäudes berücksichtigen sollte.


Wer hingegen nur aktuelle Kosten in seine Betrachtung einbezieht, könnte langfristig draufzahlen. Bei ausschließlich kurzfristiger Betrachtung kommt man zu folgendem Ergebnis:

  • Weniger Dämmung ist günstiger.

  • Heizanlagen mit fossilen Energieträgern sind günstiger.

  • Die Verwendung herkömmlicher Baumaterialien ist günstiger.

  • usw.

Mit einer CO2-Schattenpreis-Betrachtung würde man jedoch zu einem völlig anderen Ergebnis kommen:

  • Eine geringe Dämmung führt zukünftig zu höheren Kosten in Form von z.B. erhöhten Heizkosten (samt CO2-Preisen).

  • Die Entscheidung für eine Heizung auf Basis fossiler Energieträger führt zukünftig zu höheren Kosten, z.B. in Form von höheren CO2-Preisen auf fossile Energien.

  • usw.

Der CO2-Schattenpreis ist für uns somit ein zentrales Element des nachhaltigen Bauens.

bottom of page