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Ist die Cloud nachhaltig? Netflix, AWS, YouTube & Co. im Nachhaltigkeits-Check

Fragst du dich, ob und wie nachhaltig Cloud-Dienste wie YouTube oder Netflix sind? Wir liefern dir die Antworten in diesem Blog-Beitrag.

Cloud-Computing (kurz: "die Cloud") bezeichnet die Nutzung von IT-Ressourcen über das Internet, ohne selbst die hierfür nötige Hardware oder Software besitzen oder betreiben zu müssen. Dazu gehören unter anderem Server, Speicher, Datenbanken, KI-Algorithmen und Software aller Art. Diese werden von Cloud-Anbietern zur Verfügung gestellt, sodass Nutzer jederzeit und überall Zugriff auf sie haben.


Die Möglichkeiten, die Cloud-Computing für Privatpersonen, Organisationen und Unternehmen bietet, haben das Alltags- und Arbeitsleben grundlegend verändert. Denn die Cloud erlaubt nicht nur den direkten und schnellen Zugriff auf Daten, Anwendungen und Ressourcen und fördert nicht nur das mobile Arbeiten, sondern ermöglicht auch eine globale Zusammenarbeit. Dadurch lassen sich Entwicklungsprozesse erheblich beschleunigen, Geschäftsvorgänge automatisieren und Innovationen besser fördern.


Mit der Einführung und Verbreitung von Cloud-Diensten ging auch die Hoffnung einher, durch die Digitalisierung natürliche Ressourcen zu schonen und unzählige Tonnen Papier, Plastikmüll und Energie einzusparen. Tatsächlich bietet Cloud-Computing in dieser Hinsicht großes Einsparpotenzial, doch ganz so einfach und eindeutig ist es nicht, denn die Cloud selbst benötigt ebenfalls große Mengen Energie, sodass die Nutzung von Cloud-Software oder -Streaming auch eine Umweltbelastung darstellt. In diesem Artikel möchten wir einen genauen Blick auf die Nachhaltigkeit von YouTube, AWS, Netflix & Co. werfen und prüfen, ob die nachhaltige Cloud bereits Realität oder noch Wunschdenken ist.


Grundlagen der Nachhaltigkeit im Zusammenhang mit der Cloud

Insbesondere das Streamen von Musik, Filmen und andere cloudbasierte Anwendungen verursachen einen enorm hohen Datenverkehr. Entsprechen hoch ist der Verbrauch an Energie und die Menge erzeugter Treibhausgase. Denn für Cloud-Computing sind gigantische Rechenzentren mit Tausenden Servern nötig, die rund um die Uhr in Betrieb sind und dabei viel Wärme produzieren. Damit sie einwandfrei laufen, müssen sie permanent gekühlt werden, was ebenfalls erhebliche Mengen an Energie kostet. Je nachdem, aus welchen Quellen diese Energie stammt, fällt der CO2-Fußabdruck eines Rechenzentrums und damit auch die Streaming-Umweltbelastung kleiner oder größer aus.


Dennoch kann die Nutzung von Cloud-Diensten unter bestimmten Umständen den Energieverbrauch und die Emissionen reduzieren - vorausgesetzt, sie werden intelligent genutzt. Das heißt, die benötigten Ressourcen werden gezielt dort eingesetzt, wo sie auch benötigt werden. Nachhaltige Cloud-Anbieter können zudem die in Rechenzentren entstehende Abwärme anderweitig nutzen, zum Beispiel indem sie sie in das Fernwärmenetz einspeisen. In einigen Ländern ist das bereits der Fall. Praktischer Nebeneffekt: Diese und andere Maßnahmen sind nicht nur gut für das Klima, sondern sie senken auch die Kosten und steigern die Effizienz der Anbieter.


Die 3 großen Plattformen für Cloud-Computing im Check

Bei der Frage, ob es nachhaltige Cloud-Anbieter gibt, wandert der Blick zuerst auf die drei großen Anbieter Amazon AWS, Google Cloud und Microsoft Azure. Alle drei bieten Kunden erfreulicherweise spezielle Tools und Dienste, mit denen diese ihren eigenen Energieverbrauch der genutzten Anwendungen messen, ihren CO2-Fußabdruck überwachen und diesen durch die Optimierung ihres Energieverbrauchs verringern können. Darüber hinaus verfolgen die drei großen Anbieter ehrgeizige Ziele, damit ihr ökologischer Fußabdruck beim Streaming kleiner wird.


AWS & Nachhaltigkeit - Amazon im Check

Energieeffizienz und Nachhaltigkeit in der Cloud sind bei Amazon nach eigenen Angaben ein wichtiges Thema. Um diese zu verbessern, hat das Unternehmen mit AWS einen speziellen Universalprozessor entworfen, der für die gleiche Leistung bis zu 60 % weniger Energie benötigt als andere Instanzen. Auch bei den Kühlsystemen wurde nachgebessert und dadurch der Energieverbrauch der Kühlsysteme um 20 % gesenkt. Doch nicht nur der Stromverbrauch soll sinken, sondern auch der Wasserverbrauch. Darüber hinaus plant Amazon nach eigenen Angaben seine Betriebsabläufe bereits bis zum Jahr 2025 (und nicht wie ursprünglich angestrebt 2030) zu 100 % aus erneuerbaren Energien bestreiten und bis zum Jahr 2040 CO2-neutral werden. AWS ist bei der Nachhaltigkeit also auf einem guten Weg.


Google Cloud & Nachhaltigkeit

Google hat für seine Cloud ebenfalls ehrgeizige Ziele in Sachen Nachhaltigkeit und Klimaschutz. Sämtliche Standorte und Rechenzentren sollen laut des Suchmaschinenbetreibers rund um die Uhr mit CO2-freier Energie betrieben werden, um das Ziel Netto-Null-Emissionen bis zum Jahr 2030 zu erreichen. Auch sollen bis zum gleichen Jahr 120 % der Süßwassermenge, die von den Büros und Rechenzentren verbraucht wird, wieder aufgefüllt werden. Und von den zu Google gehörenden und von Google betriebenen Rechenzentren weltweit soll kein Müll mehr auf Deponien landen. Damit ist gemeint, dass die Abfallerzeugung minimiert und das Recycling von Produkten und Materialien maximiert wird.


Für die Rechenzentren bedeutet das, dass die Server so lange wie möglich gewartet werden sollen und wann immer es möglich ist, einzelne Komponenten aufzubereiten, wiederzuverwenden oder zu recyceln. Nach eigenen Angaben hat Google seit 2015 über 37 Millionen Hardwarekomponenten aus seinen Rechenzentren zur Wiederverwendung weiterverkauft.


Microsoft Azure & Nachhaltigkeit

Microsoft führt ebenfalls verschiedene Ansätze durch, um die Nachhaltigkeit seiner Cloud zu verbessern und die Streaming-Umweltbelastung (z. B. durch Xbox Cloud Gaming) zu senken. Dazu gehört unter anderem der Einsatz neuer Server-Kühlungsmethoden, die den Energieverbrauch trotz höherer Rechenleistung senken. Durch spezielle USV-Batterien kann der CO2-Ausstoß gesenkt werden, ebenso wie durch den Umstieg auf weniger CO2-intensive Brennstoffe für die Notstromversorgung der Rechenzentren. Konkret hat Azure das Ziel, 100 % erneuerbare Energien bis zum Jahr 2025 zu erreichen und bis zum Jahr 2030 mehr Wasser "aufzufüllen", als sie verbrauchen. Bis 2050 möchte Microsoft zudem den gesamten CO2-Ausstoß seit seiner Gründung 1975 neutralisieren - entweder direkt oder durch massive Senkung des Stromverbrauchs.


Nachhaltige Cloud: 10 beliebte cloudbasierte Anwendungen im Check

Ob Musik, Filme oder Software - Streaminganbieter verzeichnen seit Jahren einen rasanten Anstieg der Nutzerzahlen. Doch wie steht bei YouTube oder Netflix um die Nachhaltigkeit? Im Folgenden geben wir Dir einen kurzen Überblick darüber, wie nachhaltig die beliebtesten cloudbasierten Anwendungen arbeiten und welche Anstrengungen sie unternehmen, die Streaming-Umweltbelastung zu reduzieren.


Netflix & Nachhaltigkeit

Der Streaming-Anbieter nutzt AWS. Sein ökologischer Fußabdruck für Streaming (CO2) lag 2021 nach eigenen Angaben bei ca. 1,5 Millionen Tonnen. Davon entfällt mehr als die Hälfte auf die Produktion eigener Serien und Filme. Netflix möchte seine Emissionen bis zum Jahr 2030 halbieren und ab dem Jahr 2022 durch Reinvestitionen den verbleibenden Netto-CO2-Fußabdruck auf Null setzen.


Amazon Prime Video

Wie alle Dienste von Amazon nutzt auch Amazon Prime Video die unternehmenseigene Cloud AWS. Bei der Nachhaltigkeit ist der Cloud-Dienst einer der führenden Anbieter und nutzt beispielsweise bereits 90 % der benötigten Energie aus erneuerbaren Ressourcen. Auch an den Film-Set der Amazon Studios sorgt der Online-Riese dafür, dass sein ökologischer Fußabdruck beim Streaming klein bleibt und setzt beispielsweise moderne und mit erneuerbarer Energie geladene Batterien anstelle von Dieselgeneratoren ein.


Spotify

Der Musik-Streamingdienst nutzt die Google Cloud für seine Plattform. Als Klimaziel hat das schwedische Unternehmen ausgegeben, seine Netto-Treibhausgasemissionen bis zum Jahr 2030 auf Null zu verringern. Zusätzlich benutzt Spotify seine Plattform, um durch Podcasts das Bewusstsein für den Klimawandel zu schärfen und verschiedene Perspektiven hervorzuheben.


YouTube & Nachhaltigkeit

Als Teil des Suchmaschinenriesen Google nutzt YouTube selbstverständlich die Google Cloud und verweist auf das Engagement von Google in Sachen Nachhaltigkeit. Nach eigenen Angaben erzeugt ein gestreamtes YouTube-Video keinen CO2-Fußabdruck, da Google zu 100 % erneuerbare Energien nutzt. Das macht YouTube bei der Nachhaltigkeit zu einem der führenden Cloud-Anbieter.


DB Apps & Websites wie der DB Navigator

Die Apps und Websites der Deutschen Bahn laufen seit einigen Jahren nicht mehr auf eigenen DB-Servern, sondern über die Cloud von Amazon (AWS) und Microsoft (Azure), die in puncto Nachhaltigkeit große Anstrengung unternehmen. Mit der "Wohin Du Willst"- oder "DB Rad+"-App liefert die Deutsche Bahn aber auch direkte Anreize, sich durch eine nachhaltige Mobilität für den Klimaschutz einzusetzen.


Zoom

Der Software-Spezialist für Videokonferenzen nutzt AWS. Er verpflichtet sich zur Nutzung von 100 % erneuerbare Energien bis 2030. Darüber hinaus bemüht sich Zoom, seinen ökologischen Fußabdruck durch Remote-Arbeit, virtuelle Meetings und moderne Rechenzentren mit geringerem Energieverbrauch zu senken.


Atlassian (Jira, Trello & Co.)

Der Softwareanbieter, der sich auf die Optimierung von Teamarbeit spezialisiert hat, nutzt AWS und arbeitet nach eigenen Angaben bereits seit einigen Jahren zu 100 % mit erneuerbaren Energien. Aktuell arbeitet das Unternehmen daran, auch die im Homeoffice entstehenden Emissionen zu verringern.


Asana

Das amerikanische Softwareunternehmen, das durch seine mobile Arbeits- und Projektmanagementplattform bekannt wurde, nutzt AWS. Asana hat nach eigenen Angaben in seinen Büros bereits CO2-Neutralität erreicht und nutzt Strom aus 100 % erneuerbaren Energien. Wie viele andere nachhaltige Cloud-Anbieter hat sich das Unternehmen zudem dazu verpflichtet, sich in puncto Klimaschutz mit Lieferanten und Kunden auseinanderzusetzen.


Slack

Der Instant-Messaging-Dienst für Unternehmen und Arbeitsgruppen nutzt AWS. Darüber hinaus trägt Slack indirekt zur Nachhaltigkeit bei, indem die Notwendigkeit physischer Treffen und damit verbundener Reisen reduziert wird.


Salesforce

Das Softwareunternehmen bietet selbst Cloud Computing an und nutzt hierfür AWS. Das Ziel Netto-Null-Emissionen hat es nach eigenen Angaben bereits erreicht, auch die angebotene Cloud ist CO2-neutral und nutzt für den Betrieb zu 100 % erneuerbare Energien. Salfesforce hat sich zudem als Ziel gesetzt, durch verschiedene Initiativen Wälder aufzuforsten und so den CO2-Gehalt in der Atmosphäre zu reduzieren.


Wie kann man Daten und Energie sparen?

Auch bei der Nutzung von Cloud Computing lässt sich der Daten- und damit auch der Energieverbrauch verringern.

  • Wenn du beispielsweise einen Film im Fernsehen schaust, anstatt ihn zu streamen, verbraucht das nur einen Bruchteil an Strom. Denn die Ausstrahlung im Fernsehen können viele Menschen sehen, beim Streaming verursacht jedoch jeder einzelne Aufruf einen hohen Stromverbrauch.

  • Auch YouTube-Nutzer können Daten und damit Energie sparen: Viele Nutzer möchten gar nicht, dass immer das nächste Video automatisch startet, sondern suchen sich die Clips lieber selbst aus. Das Ausschalten der Autoplay-Funktion ermöglicht es dir nicht nur, gezielt Videos anzusehen, die dich wirklich interessieren, sondern spart zudem auch Strom.

  • Nutzt du YouTube vor allem zum Musikhören, während dich die Videos eigentlich weniger interessieren, bist du mit einem reinen Musikstreaming-Dienst besser beraten. Denn hier wird kein unnötiges Datenvolumen für Videos verbraucht, die du ohnehin nicht ansiehst. Und wenn du doch Videos anschauen möchtest, lade sie lieber einmal herunter, anstatt sie immer wieder per Stream zu sehen. Auch mit einer geringeren Auflösung kannst du Strom sparen, denn 4K ist nicht immer zwingend erforderlich.

  • Unabhängig davon kannst du natürlich auch mit der Nutzung von Ökostrom etwas für die Umwelt tun. Den Stromanbieter oder Tarif zu wechseln ist einfach und oft sogar erheblich günstiger als der Standardtarif des Grundversorgers.

Fazit

Cloud Computing ermöglicht den flexiblen, ort- und zeitunabhängigen Zugriff auf Daten und Ressourcen. Doch die für das mobile Arbeiten, insbesondere aber das Streamen von Inhalten erforderlichen riesigen Rechenzentren verbrauchen viel Energie.


Viele große Streaming-Plattformen und Anbieter von cloudbasierten Anwendungen haben das Problem erkannt und setzen sich mithilfe verschiedener Maßnahmen für mehr Nachhaltigkeit ein.


Insgesamt ist die Branche auf einem guten Weg, braucht jedoch das Bewusstsein und die Unterstützung ihrer Nutzer, um auch in Zukunft ihrer Verantwortung gerecht zu werden. Denn auch die Nutzer können (zum Beispiel durch das Ändern ihrer Streaming-Gewohnheiten oder den Wechsel zu Ökostrom) ihren Teil dazu beitragen, Ressourcen zu schonen und so die Umweltbelastung durch Streaming zu verringern.

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