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Nachhaltiges Bauen: Keller oder Bodenplatte?

Ist eine Bodenplatte wirklich immer nachhaltiger als ein Keller? In welchen Fällen ein Keller durchaus nachhaltig sein kann, haben wir im Folgenden näher beleuchtet.


Nachhaltiges Bauen gewinnt zunehmend an Bedeutung. Immer mehr Bauinteressierte achten auf die Verwendung ökologischer Baustoffe, eine optimale Wärmedämmung und die Installation eines Heizsystems auf Basis erneuerbarer Energien.


Viele verzichten (auch) aus Nachhaltigkeitsgründen auf einen Keller und setzen ihre vier Wände stattdessen auf eine Bodenplatte. Doch ist Letzteres wirklich immer die nachhaltigere Lösung?


Warum du beim Thema Keller und Nachhaltigkeit ganzheitlich denken solltest

Um einem Keller ausreichend Stabilität zu verleihen, muss viel Stahl und Beton verbaut werden. Die Herstellung dieser Baumaterialien ist sehr energie- und ressourcenintensiv und erzeugt erhebliche CO2-Emissionen (mehr dazu in unserem Beitrag Beton & Nachhaltigkeit: 4 Pros und 2 Cons).


Zudem ist die Perimeterdämmung im erdberührten Keller aufgrund des Drucks und der Feuchtigkeit fast nur mit dem aus Rohöl hergestellten Dämmstoff XPS möglich.


Behältst du beim Thema "Nachhaltiges Bauen - Keller oder Bodenplatte?" nur diese Fakten im Auge, ist die Antwort einfach. Bedenkst du aber, dass das Untergeschoss vielfältige Funktionen erfüllt, die du unter Umständen anderweitig kompensieren müsstest, wird es schon schwieriger.


Keller bieten häufig mehr als nur zusätzlichen Stauraum

Insbesondere in Einfamilienhäusern dient das Untergeschoss oft als Abstellraum für alles, was nicht ständig benötigt wird: Gartenmöbel und Grill, Fahrräder, die Weihnachtsdeko, die Zelt- oder Angelausrüstung etc. Auch Sicherungskästen und die Heizungsanlage sind dort bestens aufgehoben. Du möchtest deinen Energiebedarf zum Teil über eine eigene Photovoltaikanlage decken? Dann brauchst du Platz für Equipment wie Wechselrichter und Speicher.


Ohne Keller müsstest du für die Haustechnik rund zehn Quadratmeter im Erdgeschoss einplanen, von der Unterbringung der übrigen Sachen ganz zu schweigen. Verzichtest du mit dem Gedanken an nachhaltiges Bauen auf einen Keller, bist aber dann aus Platzmangel gezwungen, einen Anbau oder ein Häuschen im Garten zu errichten, schießt deine CO2-Bilanz schnell in die Höhe.


Mit einem Keller kannst du zusätzliche Wohnfläche gewinnen

Setzt du dein Haus auf eine Bodenplatte, ist ein fester Abschluss nach unten gegeben. Das heißt, brauchst du irgendwann mal mehr Wohnfläche oder möchtest dir einen Hobbyraum, ein Büro oder eine Sauna einrichten, bleibt maximal das Dachgeschoss. Ist dieses ohnehin schon ausgebaut, wäre ein Anbau die einzig sinnvolle Variante. Zwar ließe sich in vielen Fällen der Keller auch im Nachhinein realisieren, allerdings nur mit einem sehr hohen Kosten- und Zeitaufwand.


Unterkellerst du dein Haus gleich, kann es ganz nach Bedarf mitwachsen. Einen schon vorhandenen Keller bewohnbar zu machen, bedeutet in aller Regel deutlich weniger Aufwand als ein nachträglicher Anbau. Gehen die Kinder irgendwann eigene Wege, kannst du das Untergeschoss gegebenenfalls zur Einliegerwohnung umfunktionieren und vermieten.


Keller verringern die Flächenversiegelung

Jeder Quadratmeter versiegelter Boden führt zu einem Verlust an Wasserspeicherpotenzial. Damit steigt die Gefahr für Überschwemmungen bei Starkregen. Zudem läuft das Wasser direkt in die Kanalisation, was einen niedrigeren Grundwasserspiegel und höhere Kosten für Abwasserreinigung und die Trinkwasseraufbereitung nach sich zieht. Hinzu kommt, dass eine Flächenversiegelung immer auch einen Verlust von Lebensräumen von Tieren und Pflanzen bedeutet.


Indem du dein Haus unterkellerst, statt in die Breite zu bauen, kannst du der weiteren Bodenversiegelung entgegenwirken. Dass du im kleinen Büro im Keller gesundheitliche Probleme durch Radon bekommst, ist bei einem Neubau unwahrscheinlich. Sorgfältig erstellter, wasserdichter Stahlbeton ist nahezu radondicht.


Manchmal sind Keller unverzichtbar

In bestimmten Ausgangspositionen, beispielsweise bei Grundstücken in Hanglage, ist es kaum möglich, ohne Untergeschoss zu bauen. Eine Bodenplatte ließe sich zwar meist realisieren, würde aber fast genau so viel Aufwand bedeuten. Da du mindestens eine freie Wand für normale Fenster hast, kannst du einen solchen Keller zu Wohnraum umbauen, ohne befürchten zu müssen, später im Dunkeln zu sitzen.


Abhängig von den genauen Voraussetzungen ist auch eine Garage im Keller in Hanglage möglich. Damit sparst du dir den Bau eines separaten Einstellplatzes und hast den Vorteil, dass du direkt im Gebäude ein- und aussteigen kannst.


Nachhaltiges Bauen auch mit Keller möglich

Ob letztlich ein Keller oder eine Bodenplatte die nachhaltigere Variante ist, hängt vom Einzelfall ab. Um die richtige Entscheidung treffen zu können, solltest du nicht nur den ökologischen Fußabdruck des Baumaterials im Blick haben, sondern auch die Nachhaltigkeit, die sich aus der Funktionalität des Kellers ergibt.


Sinnvoll kann eine Unterkellerung sein, wenn du dadurch auf Nebengebäude wie Garage, Schuppen oder Gartenhaus verzichten kannst. Du möchtest dir alle Optionen für eine spätere Wohnraumerweiterung ohne extra Anbau offenlassen? Auch dann ist ein Keller der Bodenplatte vorzuziehen.


In Zukunft könnte nachhaltiges Bauen mit Keller einfacher werden. Derzeit laufen Forschungen zu nachhaltigerem Beton, der nicht nur weniger Emissionen erzeugen, sondern auch das Treibhausgas Kohlendioxid binden soll. Zudem gibt es erste Projekte, in denen die Unterkellerung mittels Holzkeller erfolgt. Dass sich die Balken setzen und das Haus dann schief steht, ist nicht zu befürchten. Im Gegensatz zum Blockhaus stehen sie im Holzkeller vertikal und geben nicht nach.

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