Wird das Heizungsgesetz nun komplett gekippt oder nur leicht angepasst?
- Benjamin Fritz
- vor 8 Stunden
- 8 Min. Lesezeit
Viele Eigentümer von Häusern fragen sich aktuell, ob und wie die neue Regierung aus Union und SPD mit dem Heizungsgesetz umgeht. Wir geben dir eine Einschätzung was geändert werden könnte.
Nach der Verabschiedung des Koalitionsvertrags stellt sich die Frage, wie es mit dem Gebäudeenergiegesetz (GEG 2024), umgangssprachlich auch als Heizungsgesetz bezeichnet, weiter geht. Viele fragen sich: Wird das Heizungsgesetz von Union und SPD komplett gekippt oder nur leicht angepasst?
Wird das Heizungsgesetz nun gekippt?
Im Koalitionsvertrag zwischen Union und SPD war eigentlich klar festgehalten: Das sogenannte Heizungsgesetz sollte in seiner bisherigen Form überarbeitet und technologieoffener gestaltet werden. Nach dieser Ankündigung war jedoch ein halbes Jahr lang weitgehend Ruhe – keine neuen Vorschläge, keine konkreten Eckpunkte.
Jetzt aber ist das Thema zurück auf der politischen Bühne. In der Koalition herrscht offenkundig Streit darüber, wie die Reform des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) konkret aussehen soll. Aus Regierungskreisen sind derzeit unterschiedliche Töne zu hören: Während Teile der CDU das Ampel-Gesetz am liebsten vollständig kippen würden, will die SPD zentrale Vorgaben – insbesondere die 65-Prozent-Regel für erneuerbare Energien – beibehalten.
Welche Rolle spielt das Heizungsgesetz im Koalitionsvertrag?
Im Koalitionsvertrag wird die Abschaffung des Heizungsgesetzes klar benannt – ein zentrales Wahlversprechen der Union. Statt einer laut Unionsparteien einseitigen Vorgabe zur Nutzung erneuerbarer Energien verkündet die neue Regierung mehr Technologieoffenheit, bessere Abstimmung mit der kommunalen Wärmeplanung und ein einfacheres Regelwerk für Hauseigentümer.
Zugleich deutet sich ein Paradigmenwechsel an: Nicht mehr nur der Energieverbrauch im Betrieb eines Gebäudes soll im Mittelpunkt stehen, sondern die gesamte Emissionsbilanz über den Lebenszyklus hinweg – von Bau über Sanierung bis Rückbau. Damit rückt die Klimabilanz eines Gebäudes insgesamt stärker in den Fokus. Mehr zum Thema Lebenszyklusbetrachtung bei Gebäuden findest du in unserem Blogbeitrag Lebenszyklus eines Gebäudes für nachhaltiges Bauen enorm wichtig.
Die Heizungsförderung soll fortgeführt werden. Laut Koalitionsvertrag bleiben Bezahlbarkeit, Technologieoffenheit, Versorgungssicherheit und Klimaschutz die Leitlinien. Allerdings bleibt offen, wie genau die Förderbedingungen angepasst werden.
Streit um die Reform: Noch keine Einigung in der Koalition
Die Bundesregierung arbeitet derzeit an einer Reform des Gebäudeenergiegesetzes (GEG). Bis Ende des Jahres sollen laut Bundeswirtschaftsministerium erste Eckpunkte vorliegen – ein fertiger Gesetzesentwurf wird aber erst im ersten Quartal 2026 erwartet.
„Sie werden nicht mehr viele Monate warten müssen“, sagte Stefan Rouenhoff, Parlamentarischer Staatssekretär im Wirtschaftsministerium, auf einer Veranstaltung der Heizungsindustrie. Auch Abteilungsleiterin Stephanie von Ahlefeldt rechnet damit, dass bis Jahresende zumindest Grundzüge der Reform feststehen.
Doch die Gespräche in der Koalition gestalten sich schwierig. Der stellvertretende SPD-Fraktionschef Armand Zorn betonte, man wolle eine Einigung erst dann präsentieren, „wenn sie innerhalb der Koalition auch wirklich trägt“. Eine neue, öffentlich ausgetragene Debatte wie unter der Ampel solle vermieden werden.
Ein zentrales Streitthema bleibt die 65-Prozent-Regel, nach der jede neu eingebaute Heizung zu mindestens 65 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben werden muss. Während die Union diese Vorgabe abschaffen möchte, hält die SPD daran fest. Sie gilt weiterhin als Herzstück des bisherigen GEG.
Handwerk fordert mehr Planungssicherheit
Heizungsinstallateure beklagen unterdessen die anhaltende Planungsunsicherheit. „Wenn die Regierung sagt, sie will das Heizungsgesetz abschaffen, dann muss sie auch sagen, was genau abgeschafft wird“, kritisierte Handwerksmeister Klaus Staudt. Viele seiner Kunden wollten ohnehin keine Gas- oder Ölheizungen mehr, seien aber unsicher, welche Vorgaben künftig gelten.
Jetzt heißt es abwarten – und die Positionen genau beobachten
Fest steht: Das bisherige Heizungsgesetz wird abgeschafft oder geändert – aber was an seine Stelle tritt, ist bislang offen. Die neue Bundesregierung hat sich auf einen technologieoffenen und flexibleren Ansatz verständigt. Mit Katherina Reiche als neuer Wirtschaftsministerin und dem Einfluss der Union zeichnet sich eine Kurskorrektur ab. Doch noch ist unklar, wie diese Reform konkret ausgestaltet wird.
In den nächsten Abschnitten schauen wir uns daher die Positionen der beteiligten Parteien genauer an.
Wie stehen die Koalitionsparteien zur Reform des Gebäudeenergiegesetz?
In der Bundesregierung herrscht derzeit Uneinigkeit über die Zukunft des Gebäudeenergiegesetzes (GEG). Während die Union das sogenannte Heizungsgesetz der Ampel-Regierung grundlegend reformieren oder sogar abschaffen will, plädiert die SPD für eine behutsame Weiterentwicklung – inklusive Beibehaltung der 65-Prozent-Regel für erneuerbare Energien.
Union: Abschaffung des Ampel-Gesetzes, neue Eckpunkte in Arbeit
Die Union hält an ihrer Linie fest, das von der Ampel-Regierung novellierte Heizungsgesetz zurückzunehmen.
Der parlamentarische Geschäftsführer der Unionsfraktion, Steffen Bilger (CDU), bekräftigte kürzlich, dass „das Heizungsgesetz, das nur ein Teil des Gebäudeenergiegesetzes ist, nach wie vor abgeschafft werden soll“. In der SWR-Sendung Zur Sache! Baden-Württemberg erklärte Bilger, er rechne noch in diesem Jahr mit ersten Vorschlägen für eine Novellierung. Abgeschafft werden solle nicht das gesamte GEG, „sondern nur der Teil, der von der Ampel-Regierung stammt“, der laut Bilger „für große Verunsicherung unter den Verbrauchern gesorgt hat“.
Auch aus dem Bundeswirtschaftsministerium selbst kommen kritische Töne. Wirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) sprach in der Neuen Zürcher Zeitung vom Heizungsgesetz als einem „Prototyp dafür, wie man die Schraube beim Ordnungsrecht überdrehen kann“. Dadurch habe man „eine Abwehrhaltung gegen Klimaschutz“ erzeugt. Das Gesetz habe „völlige Verunsicherung“ ausgelöst – insbesondere durch die Haltung, Gasheizungen pauschal zu verteufeln, was sie als „fatal“ bezeichnete. Reiche kündigte eine grundlegende Reform an: Mehr Flexibilität beim Heizen, bezahlbare Hybridlösungen aus Heizkessel und Solarthermie sowie ein Ende des „Zwangs zur Wärmepumpe“. Zugleich stellte sie klar, dass künftig marktwirtschaftliche Mechanismen Vorrang vor bürokratischen Vorgaben haben sollen. Das Wirtschaftsministerium werde „das ordnungspolitische Gewissen der Bundesregierung“ sein.
Andreas Lenz (CSU), wirtschafts- und energiepolitischer Sprecher der Unionsfraktion, wurde zuletzt noch deutlicher: Das bisherige Gesetz müsse ersetzt werden. Bereits im November sollen Eckpunkte für ein neues GEG vorliegen. Die 65-Prozent-Regelung bezeichnete Lenz als „nicht sachgemäß“ – sie solle gestrichen werden. Auch die staatliche Förderung will die Union überarbeiten. Angesichts der Haushaltslage drängen Unionspolitiker wie Markus Söder auf Kürzungen bei der Heizungsförderung.
Der Kurs der Union ist damit klar: Weg von ordnungspolitischem Zwang, hin zu marktwirtschaftlicher Steuerung und Technologieoffenheit.
SPD: Beibehaltung der 65-Prozent-Regel und Fokus auf soziale Balance
Die SPD hält am Grundprinzip des bisherigen Gebäudeenergiegesetzes fest.
Umweltminister Carsten Schneider (SPD) betonte, das Ambitionsniveau dürfe „nicht gesenkt“ werden – die 65-Prozent-Regel bleibe das „Herzstück“ der Wärmewende.
Auch SPD-Fraktionsvize Armand Zorn stellte klar, dass an dieser Vorgabe festgehalten werden soll. Zwar müsse das neue GEG „flexibler und technologieoffener“ werden, doch entscheidend sei die klimafreundliche Wirkung der jeweiligen Technologie. „Verschiedene Lösungen wie Wärmepumpen, Geothermie, Biogas, Pelletheizungen oder andere innovative Technologien müssen gleichberechtigt möglich sein“, sagte Zorn. „Entscheidend ist die Klimawirkung, nicht die Technologie an sich.“
Die SPD will damit signalisieren: Sie steht offen für verschiedene technische Wege, aber nicht für eine Aufweichung der Klimaziele. Gleichzeitig legt die Partei Wert auf soziale Ausgewogenheit – die Wärmewende müsse bezahlbar bleiben.
Fazit: Kursstreit mit offenem Ausgang
Die Koalition ist sich einig, dass das Gebäudeenergiegesetz reformiert werden muss – doch über die Richtung herrscht Streit.
Die Union will den Ampel-Teil des Gesetzes abschaffen, die 65-Prozent-Regel streichen und stärker auf marktwirtschaftliche Anreize setzen.
Die SPD hingegen will die Regelung beibehalten, aber den Weg dorthin flexibler gestalten.
Bis Jahresende sollen erste Eckpunkte vorliegen. Ob sich Union und SPD bis dahin auf einen gemeinsamen Kurs einigen können, bleibt offen – der Konflikt um das Heizungsgesetz ist jedenfalls wieder voll entbrannt.
Machen CDU und SPD das Heizungsgesetz nun rückgängig bzw. was genau könnte sich ändern?
In den nächsten Wochen zeigt sich, ob das Heizungsgesetz tatsächlich komplett zurückgenommen oder zumindest in wesentlichen Punkten angepasst wird. Dabei gibt es einige zentrale Elemente, die vermutlich überarbeitet werden:
1. Rücknahme der 65-Prozent-Regelung des Heizungsgesetzes (§ 71 – Anforderungen an eine Heizungsanlage)
Die 65-Prozent-Regelung – also die Vorgabe, dass neue Heizungen zu mindestens 65 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben werden müssen – bleibt einer der zentralen Streitpunkte in der laufenden Debatte um die Reform des Gebäudeenergiegesetzes.
Von einer konkreten Einigung ist die Koalition weit entfernt. Während die Union klar signalisiert hat, dass sie diese Vorgabe abschaffen oder deutlich abschwächen will, hält die SPD an ihr fest.
Der wirtschafts- und energiepolitische Sprecher der Unionsfraktion, Andreas Lenz (CSU), bezeichnete die 65-Prozent-Regel jüngst als „nicht sachgemäß“ und forderte ihre Streichung.
Die SPD hingegen will an der Regel festhalten. Fraktionsvize Armand Zorn betonte, entscheidend sei nicht die Technologie, sondern deren Klimawirkung – die 65-Prozent-Vorgabe bleibe „ein wichtiger Maßstab für den Fortschritt beim Heizen“.
Ob ein Kompromiss gelingt, ist offen.
2. CO₂-Steuer als zentrales Element für die Heizungswahl
Die CDU hat bereits im Wahlkampf angekündigt, dass sie den Weg zur klimaneutralen Wärmeversorgung nicht über starre Verbote, sondern strikt über eine gezielte CO₂-Bepreisung lenken möchte. Diese Steuer soll fossile Energieträger verteuern und so Anreize für den Wechsel auf erneuerbare Energien schaffen.
Ab 2027 tritt ein neues System in Kraft: der europäische Emissionshandel ETS 2. Anders als bisher gibt es dann keinen festen CO₂-Preis mehr, sondern die Preise werden am Markt gebildet – ähnlich wie bei Aktien an der Börse.
Was das genau für Heizungssanierer bedeutet, haben wir in in unserem Blogbeitrag CO₂-Preisentwicklung und -prognose sowie langfristige Auswirkung auf die Heizkosten beleuchtet.
3. Technologieoffenheit – aber ist sie wirklich neu?
Die Union betonte im Wahlkampf immer wieder, dass sie die Technologieoffenheit stärken wolle. Das klingt, als wäre das Gebäudeenergiegesetz bisher stark eingeschränkt – tatsächlich lässt es aber bereits verschiedene Technologien zu. Wenn es also nur darum ginge, das Gesetz technologieoffener zu gestalten, müsste man quasi nichts ändern.
Möglicherweise werden die Paragraphen für alternative Energieträger wie grünes Gas, synthetisches Heizöl oder Wasserstoff etwas ausgeweitet. Allerdings sind diese Technologien für den breiten Markt weder wirtschaftlich noch in ausreichenden Mengen verfügbar. Eine wirkliche Renaissance von Öl- oder Gasheizungen ist daher unwahrscheinlich.
4. Vereinfachung von Regeln und Anforderungen
Die SPD hat signalisiert, dass sie das Gebäudeenergiegesetz „einfacher und handhabbarer“ machen möchte. Dazu könnten folgende Anpassungen gehören:
Weniger Bürokratie bei Förderanträgen
Vereinfachte Nachweispflichten für Hausbesitzer
Flexiblere Übergangsfristen für den Heizungstausch
Weniger Komplexität beim Nachweis zur Einhaltung der 65-Prozent-Regelung
Diese Änderungen würden das Gesetz für viele Eigentümer verständlicher machen, aber keine grundsätzliche Abkehr von der bisherigen Ausrichtung bedeuten.
5. Verlässliche Förderung
Hier und da ist durchgeklungen, dass die CDU die Förderung für den Heizungstausch abschaffen könnte. Das Positionspapier der Partei spricht jedoch explizit von einer "verlässlichen Förderung" – ein Zeichen dafür, dass Förderprogramme weiterhin bestehen bleiben sollen.
Die genaue Ausgestaltung könnte sich jedoch verändern: Denkbar sind Anpassungen in den Fördersätzen oder der Verteilung der Mittel. Dennoch bleibt festzuhalten: Eine vollständige Abschaffung der Förderung ist nicht zu befürchten.
Mehr dazu in unserem Beitrag: Wird die Wärmepumpen-Förderung gestoppt?
Wie wahrscheinlich ist es, dass das Heizungsgesetz durch die neue Regierung komplett gekippt wird?
Es gibt drei mögliche Szenarien für die Zukunft des Heizungsgesetzes:
Szenario 1: Starke Zurücknahme auf den Stand von vor 2024
Dies ist die Forderung der Hardliner in der CDU und CSU. Eine vollständige Rücknahme des Heizungsgesetzes würde bedeuten, dass die 65-Prozent-Regel entfällt und keine verpflichtenden Vorgaben für klimafreundliche Heizungen bestehen bleiben. Dies käme einer Abschaffung des Gesetzes nahe.
Einschätzung: Klimapolitische Verpflichtungen auf EU-Ebene sind aus unserer Sicht ein Hindernis für eine radikale Abschaffung.
Wahrscheinlichkeit: 20 Prozent
Szenario 2: Ein Kompromiss
In diesem Szenario kommt es zu einem Kompromiss zwischen CDU, CSU und SPD. Es würden Anpassungen am Heizungsgesetz vorgenommen, beispielsweise die Aufnahme von grünem Öl und grünem Gas in die Regelungen, sodass die Union behaupten kann, das Gesetz sei nun technologieoffener. Weitere moderate Änderungen könnten eine Lockerung der 65-Prozent-Regelung sowie längere Übergangsfristen sein.
Dieses Szenario ist wahrscheinlicher als eine vollständige Abschaffung, da es sowohl den Forderungen der Union nach mehr Technologieoffenheit als auch die Klima-Ziele auf EU-Ebene nicht komplett aus den Augen verliert.
Wahrscheinlichkeit: 70 Prozent
Szenario 3: Nur geringe Anpassungen
Dann gibt es noch die Variante, dass es nur minimale Änderungen am Gesetz gibt, insbesondere Vereinfachungen der Bürokratie und flexiblere Übergangsregelungen. Dies entspricht weitgehend den Vorstellungen der SPD, die das Gesetz beibehalten, aber handhabbarer machen möchte.
Wahrscheinlichkeit: 10 Prozent
Fazit: Wird das Heizungsgesetz gekippt?
Viele Hausbesitzer machen sich seitdem Union und SPD regieren Hoffnungen, dass die Koalition das Heizungsgesetz zurücknehmen oder stark anpassen könnte. Wie lautet unser Fazit, nachdem wir uns alle verschiedenen Positionen der beiden Parteien angeschaut haben?
Unsere Einschätzung: Das Heizungsgesetz wird wieder reformiert werden - wie genau ist heute schwer zu sagen. Du kannst jedoch davon ausgehen, dass ein angepasstes Gesetz keine wesentlichen Auswirkungen darauf haben wird, welche Heiztechnologie sich durchsetzt – geschweige denn, dass fossile Heizenergien wie Gas oder Öl eine Renaissance erleben.
Daher ist es unwahrscheinlich, dass ein angepasstes Heizungsgesetz die Situation von Eigentümern beim Heizungstausch grundlegend verändert. Eigentümer sollten sich darauf einstellen, dass die Zukunft im Heizungskeller durch erneuerbare Energien bestimmt wird.
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